Historie — Ladage & Oelke

Historie

Wie im Märchen — Es waren einmal …

… zwei Hamburger Kaufmänner, die sich am 4. September 1845 entschieden in den neugebauten Alsterarkaden einen Handel für englische Tuche zu gründen. Einer von Ihnen ein echter Hamburger, der andere Sproß einer hugenottischen Familie, die es von Frankreich an die Elbe verschlagen hatte.

So begann die über 175jährige Geschichte unseres englischen Kleidermagazins und hätten die Herren Ladage & Oelke damals schon gewusst, dass es ihr mühevoll aufgebautes Geschäft auch nach Jahrhunderten noch geben würde, wären Sie sicherlich erstaunt gewesen. Unser Kleidermagazin hat einige Weltwirtschaftskrisen überstanden, zwei Weltkriege und sogar den verheerenden Brand von 1989. Viele altbekannte Geschäfte sind im Laufe der letzten Jahre aus der Hamburger Innenstadt verschwunden und mit ihnen oft auch ein gutes Stück Individualität und Authentizität dieser Stadt.

Unser Kleidermagazin finden Sie mittlerweile nicht mehr an der Gründungsadresse Neuer Wall 11, sondern seit 2020 einen “Katzensprung” gegenüber am neu gestalteten Alten Wall 22, mitten in der “Keimzelle” des Hamburger Kaufsmannstums und vis-a-vis von Rathaus und Handelskammer. Generationen von Hamburgern sind mit uns aufgewachsen. Vom ersten Dufflecoat, Konfirmationsanzug bis zum Cut für die Hochzeit durften wir nicht selten das ganze Leben unserer Kunden begleiten. Manchmal stammte selbst der “letzte Anzug” aus unserer Nadel.

In unserer langen Geschichte haben wir fast alles gemacht: Fräcke für die Hamburger Senatoren des 19. Jahrhunderts, spezielle Kleidung für die ersten unerschrockenen “Automobilisten”, Skibekleidung für die Pistenhelden der turbulenten zwanziger Jahre, Dufflecoats für die Studenten der wilden Sixties, Fräcke für Dirigenten, Tweedsakkos für Autoren & Schauspieler und natürlich Clubblazer für die Mitglieder traditionsreicher hanseatischer Clubs. Die Liste könnte noch länger werden. Sogar mit Fahrrädern haben wir in den 1920er Jahren gehandelt.

Und heute? Stellen wir uns den Herausforderungen der modernen Einzelhandelslandschaft mit einer zeitgemäßen Mischung aus unseren tradierten Werten wie Qualität, Understatement und persönliche Beratung – beheimatet in einem einzigartigen, modernen Hamburger Ladenlokal.

Who is who? — Fünf Generationen Kaufmannstum

Wir gehören noch zu der seltenen Gattung „Familienunternehmen“. Inhabergeführt seit mittlerweile fünf Generationen. Nachdem sich Gründer Georg Wilhelm Carl Ladage in den 1860er Jahren aus Hamburg verabschiedete und Johann Diedrich Wilhelm Oelke zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts am Herztod dahinschied, übernahm sein Schwager Julius Franck die Geschäfte. Seither liegt die Geschäftsführung in der Linie Franck.

Selma & Thomas Wegmann

Seit 2019 hat mit Selma & Thomas Wegmann die fünfte Generation nun auch offiziell das Ruder des englischen Kleidermagazins übernommen. Die Mode & Designmanagerin, Urgroßnichte des Gründers Johann Oelke, ist zwischen den Kleiderständern aufgewachsen und kehrte nach Studium, Station im Marketing und kurzer Kinderpause im Jahr 2013 in das Familienunternehmen zurück. Thomas, Marketing und Kommunikationswirt und rund ein Jahrzehnt für das Marketing eines anderen hanseatischen Urgesteins, des Hamburger Traditionsclubs FC St. Pauli verantwortlich, kam 2013 als Geschäftsleiter an Bord. Beide haben die Aufgabe übernommen die schlummernden Potentiale des englischen Kleidermagazins zu wecken und das Traditionshaus in allen Bereichen in die Moderne zu führen. Sie sorgen im Sortimentsbereich für die zunehmende Rückkehr zu den englischen Wurzeln und arbeiteten seit 2017 an dem großen Projekt dem englischen Kleidermagazin ein zeitgemäßes neues Zuhause zu geben.

Heinrich Franck

1982 kehrte der gelernte Herrenschneidergeselle in die väterliche Firma Ladage & Oelke zurück und übernahm nach und nach stückweise das Ruder.  Gemeinsam mit seinen vier Schwestern widmete er sich dort der Kundenberatung und Produktentwicklung. Er setzte Anfang der 1990er Jahre den Wiederaufbau des 1989 völlig ausgebrannten Geschäftshauses um und erweiterte das Sortiment um die Damen- und Schuhabteilung. 2008 eröffnete er dann den separaten Schuhsalon „Crossford‘s Number One“ in den Colonnaden, der bis 2017 existierte. 2019 übergab er die Geschäftsführung an seine Nichte Selma Wegmann und Mann Thomas und zog sich aus dem Unternehmen zurück.

Rolf Franck († 1993)

Bereits in den 1930er Jahren wies Franck Senior seinen 16jährigen Sohn Rolf an den Sonntagsanzug anzuziehen, um im Geschäft die Kaufmannslehre zu beginnen. Auch wenn dieser zu dem Zeitpunkt von einem Leben als Landwirt oder Fotograf träumte, kam er dem väterlichen Wunsch zähneknirschend nach. Fortan waren Stoffe und kaufmännische Abläufe seine Welt. Kleine Fluchten in Form von Streifzügen durch die Stadt mit seiner heißgeliebten Fotokamera oder Ruderpartien auf Elbe und Alster musste der strenge Vater tolerieren. Franck junior war Mitglied im renommierten „Hamburger und Germania Ruderclub“ und ein äußerst versierter Ruderer. Nach der Rückkehr aus dem Zweiten Weltkrieg übernahm Rolf die Geschicke des Unternehmens und begann mit dem Wiederaufbau der Firma, die wie durch ein Wunder und von den Bomben verschont den Krieg einigermaßen unbeschadet überstanden hatte. Es folgten harte Jahren des Wiederaufbaus, in denen mit wollenen Felddecken der britischen Besatzer gehandelt und sich darauf spezialisiert wurde getragene Bekleidung von “links auf rechts zu drehen” und damit mit manchen Schneider-Kunstgriffen wieder in neue zu “verwandeln”. Unter Rolfs Führung gedieh das Unternehmen wieder, teilweise gingen in Wirtschaftswunderzeiten hunderte Cashmere-Schals täglich über die hölzerne Ladentheke. Bis zu seinem Tod 1993 war Rolf Franck eine prägende Person des Hauses Ladage & Oelke.

Julius Franck († 1945)

Julius übernahm das Unternehmen im frühen zwanzigsten Jahrhundert von seinem Schwager Johann Oelke. Er steuerte das Unternehmen sicher durch die Wirren beider Weltkriege und führte als erster deutscher Händler den legendären Burberry Trenchcoat im Sortiment. Er war ein echter „Pfeffersack“ und hatte stets den “richtigen Riecher” für neue Entwicklungen. So machte er die reine Tuchhandlung zum englischen Kleidermagazin und führte erst die Maßschneiderei und später die Ready-to-Wear ein. Er nahm Autofahrer- und Radbekleidung ins Sortiment und in den 1920ern sogar Wanderer-Fahrräder. Er war ein scharfer Beobachter und prägte das Unternehmen maßgeblich. Julius Franck starb 1945 kurz nach Kriegsende in Schleswig-Holstein, wo er mit seiner Familie Zuflucht vor den Bomben gesucht hatte.